Da wir im Fernsehen außer der Spitze so gut wie nichts bei dieser WM-Übertragung mitbekommen haben, versuchen wir nun mittels der zwischenzeitlichen Platzierungen den Verlauf des Wettkampfes nachzuempfinden. Vielleicht hilft Euch das hier auch?
1) Der klassische Rennverlauf eines 20km-Wettbewerbes der Männer. Man muss im Bereich <40 – 40:30min. die ersten 10km mitrollen können, um überhaupt in die Weltspitze zu kommen. Um die Medaillen geht es ab KM15. Und um Gold nur, wenn man dann noch KM-Zeiten von deutlich unter 4 Minuten realisieren kann.
2) Um auf sich aufmerksam zu machen, muss man, siehe Statistik, „vorn“ dabei sein. 1/3 der Athleten haben darauf bewußt verzichtet. Mit dieser Art progressiver Gestaltung schafft man es aber nicht (mehr) in die TOPTEN! Shange, Dunfee, Martin, Rew haben es demonstriert. Eine Ausnahme bilden die Italiener mit Stano und Rubino. Das Gehsport-Land Italien honoriert auch Platz 19. und 20., was man mit gleichmäßigen Tempo erreichen kann.
3) Wenn man „vorn“ mitmischt, kann bei Überschätzen oder „schlechtem“ Tag natürlich auch ein Absturz erfolgen. Christopher Linke hatte wohl so einen? Das (standesgemäße) vorne Mitrollen wurde schnell und heftig bestraft. 22:26 für die letzten 5km. In guter Gesellschaft mit dem starken Ukrainer Losev. Noch schlimmer erwischte es die hoch gehandelten Japaner, z.T. mit Aufgabe. Takahashi quälte sich mit sage und schreibe 27:35min.!!! über die Runden.
4) Große Wettbewerbe sind für viele junge Athleten auch notwendig als Universität. Ein MUSS, um vielleicht ein ganz Großer zu werden! Nils Brembach, aus deutscher Sicht! Für ihn ein ganz wichtiger Wettkampf (Wettkampfhärte, er ist 2015 der deutsche Vielstarter = Qualitätssprung 2016 möglich)! Jeder auf seinem Niveau. Zählen wir dazu auch Thorne, Kanada, Arevalo, Kolumbien, Bird-Smith, Australien und vor allem Bonfim, Brasilien! Im Hinblick auf Rio könnte das als ihr Gesellenstück in die Gehsportgeschichte eingehen.
Anmerkungen: Hagen Pohle hat uns NICHT enttäuscht. Er gehört zu den ganz wenigen Athleten, die mehr als eine Minute im Fernsehen weltweit gezeigt wurden. Er hat gesundes Selbstvertrauen. Und uns gingen die Herzen für 10 Minuten richtig auf! Was hätte die Presse geschrieben, wenn sein Unterfangen mit einem Platz 1-6 geendet hätte? Nicht auszudenken. Aber mit den fehlenden 25 Sekunden zur RIO-Qualifikation wird er auch etwas zum tragischen Helden. Das wird noch Wochen dauern, um alles ordentlich zu verarbeiten. Ist 2015 noch Kraft bei den Deutschen vorhanden? Mit Durchtrainieren bis Andernach und der Quali für Rio 2016 könnte Hagen das Kapitel dann dort auch schließen. Hoffentlich bleiben alle gesund? Denn Andernach gilt auch für die anderen als eine neue Meßlatte! Und dann hätte Christophers Durchgehen auch einen (neuen) Sinn bekommen, als schnelle DL3-Einheit in Vorbereitung auf die Rio-Norm in Andernach. Wir drücken die Daumen.