(Große Worte…, meist kleine Gründe, Vorbehalte, Schubladen, worin man schnell verschwinden kann…, gefühlt mit Pattex hinten angepappt, dass man auch gar nicht daraus entfliehen darf und kann. Deshalb auch u.a. der schöne Spruch, gestern. Der reicht zumindest für die Woche. Wenn man vorgehalten bekommt, hier mit der Seite doch nichts zu erreichen, nie lobt, höchstens um dann mit einem „Aber“ an kleinen Details zu kritteln. Nicht gerade motivierend. Aber solange jeden Tag > 50 Leute das hier lesen wollen und der Durchschnitt weit über 70 Leser beträgt, solange lohnt der stundenlange Aufwand).
Auslöser, es vielleicht doch weiter zu versuchen, der Beitrag von Christopher Linke,
„SO KANN MAN EINE DISZIPLIN AUCH KAPUTT MACHEN!“
der mir sehr nahe ging, weil er die Dinge ungeschminkt nannte. Mir damit sehr nahe kam. Danke Christopher! Wenn auch einiges Kleines, weniger Wichtiges „Nicht ganz korrekt“ oder KEIN PROBLEM ist, wie zB die Gestaltung der möglichen 35km, wegen der 2km-Runde, alles ist machbar und auch schon machbar gemacht worden. So etwas ist nicht das Problem. Aber warum diskutieren wir nicht zusammen? Warum versuchen wir uns nicht gemeinsam in Meinungsbildung? Warum werden zB meine Ansätze zur Gehsportkommission, zum aktuellen Stand bei den Schuhen nicht wahr- oder ernst genommen? Diese Seite herabqualifiziert? Gut, Christopher hat mich motiviert. Also versuche ich (nun weiter) zu liefern:
1) Historie: Das mögliche Optimieren, Verbessern der Kontrolle und Beurteilung der Technik hat eine lange Geschichte, verfolgt mich während meiner gesamten Zeit im Gehsport 1969 bis 2019. Meinen ersten Höhepunkt erlebte ich bereits Anfang der Achtziger mit dem legendären Auftritt von Palle Lassen (Dänemark), dem charismatischen Vorsitzenden der damaligen Gehsportkommission. Vorreiter einer elektronischen Bewertung waren damals schon die Tschechoslowaken (Slowaken, mit Bencik, Priblinec). Sie hatten konkrete Vorstellungen, weit fortgeschrittene praktische Anwendungen etc. im Gepäck. Wurden aber von Palle Lassen mit den berühmten Bemerkungen: technische Sportart, individuelle Betrachtung durch das menschliche Auge, Verzögerung / Ausnutzung der Trägheit mit den ca. 20millisec damals zurückgewiesen. Das Technische ist alles seit Jahrzehnten bekannt und MÖGLICH! Zweiter Höhepunkt mit dem weiteren Erhöhen des Geh-Tempos fand ab Ende der Neunziger mit dem nun erreichten Stand der immer besseren Qualifikation der Gehrichter statt. Das zum VORWISSEN! Damals Ausgangswert: SCHNELLLER ALS 1:25h kann man schwer sauber gehen, unter 1:24h ist es nicht mehr möglich.
Das waren die Achtziger und der damalige Stand. Den zweifelte zB Alexander Meier, Österreich, bei unserer Diskussion über die Zukunft des Gehens etwas an. Als Befürworter von möglichen Änderungen dachte er, die technische Entwicklung, auch das Techniktraining der aktuellen Generation ist wohl doch bedeutend weiter…? Wir werden sehen…
2) AKTUELL: Wir wissen durch viele Untersuchungen, das ab einer bestimmten Geschwindigkeit auch Geher sich nicht gegen physikalische Gesetze bewegen können. Wieder haben die Slowaken einen enormen Beitrag dazu geliefert, was wo, wie sein könnte, Unterschiede der „realen“ Geschwindigkeit in Alter, Geschlecht und Streckenlänge festgestellt (Slovak Journal of Sport Science 2, 2017). Noch genauer KONKRET AUF DIESE FRAGE sind die Aussagen einer Studie (aufbauend auf de Angelis & Menchinelli, Italien, 1992) die unter Leitung von Dr. Brian Hanley seit ca. 2015 an der UNI LEEDS, in Großbritanien, läuft. Wir fassen zusammen:
2.1) Bis 10km/h ist alles in Ordnung, ohne Probleme! Zeitlupe möglich!
2.2) Bei 11km/h: 18millisec, Frauen, 11millisec, Männer, bei 12km/h: 29millisec, Frauen, 22millisec, Männer, alles gerade noch möglich mit der Verzögerung durch das menschliche Auge
2.3) Bei 13km/h beginnen die Probleme: 38millisec, Frauen, 32millisec, Männer, interessant, es werden mehr Männer disqualifiziert! Und rein optisch sieht das Gehen der Frauen meist „besser“ im Sinne von sauberer aus?
2.4) nur zur Info: 14km/h, 46millisec bei Frauen, 42millisec, bei Männern. Schlußfolgerung: So schlecht lag man bei den Einschätzungen in den Achtzigern gar nicht oder?
3) Entwicklung des Schuhs! Noch immer liegt nichts Konkretes vor. Die Testphase dürfte viel zu kurz sein! Und Vorsicht, wenn zu kurz gedacht wird! Denn normalerweise müßte der Schuh dann für alle Geher, für alle Veranstaltungen gelten. Sonst wird die Geherszene weiter getrennt. Aber wir sind dazu nicht negativ eingestellt! Ein funtionierender Schuh könnte Jugend faszinieren, anziehen! Das wäre nicht von der Hand zu weisen…
4) Geschwindigkeiten werden durch den Schuh langsamer! Habe ich anfangs auch gedacht! Muss aber nicht sein. Wenn man will, kann man beim heutigen Stand der Technik auch das Verzögern des „Augen“-blicks doch technisch einstellen, eben diese magischen 26millisec oder mehr? Nur, wohin geht die Entwicklung dann? Zum Einsparen der Gehrichter? Ist dasdenn dann gewollt?
Das wäre mein Beitrag von heute zur weiteren Entwicklung des Gehsports. Es ist noch längst nicht alles entschieden. Es zeigen sich Spielräume, nichts ist völlig vom Tisch! In vielen Ländern erntet man jetzt schon die Saat der vielen Initiativen von vor 3-4 Jahren. Die Berichte darüber, hier, wurden belächelt, totgeschwiegen. Oder wie jetzt wieder, Seite schlecht gemacht!
In Deutschland wird jetzt erst etwas DAFÜR getan und wir haben den Trend noch nicht gedreht! International können wir mit Top-Ergebnissen der Elite, mit 20-24-jährigen, die nun mehr die Ergebnislisten 20 und 50km füllen nur PLUSPUNKTE sammeln. Es ist noch NICHTS ENDGÜLTIG ENTSCHIEDEN. Machen, Tun, Gut sein und DAFÜR PROTESTIEREN! Weiter so.
Schon die eingetretenen Verzögerungen bei der Entwicklung und Testung der Schuhe lassen nichts Gutes vermuten.
Unabhängig vom eigentlichen Detektionsverfahren müssen die Informationen von beiden Füßen zusammengeführt, ausgewertet und angezeigt werden. Mit Drähten, wie auf dem Foto von Tests aus der einen Studie, wäre das preiswert und zuverlässig, würde aber nicht akzeptiert und ist wohl auch nicht vorgesehen. Statt dessen sollen elektromagnetische Wellen eingesetzt werden. Im Wettkampf kommen sich dann viele solcher Systeme sehr nahe… Außerdem muss man auch noch Sabotageversuche abwehren können.
Falls das Verfahren mit der Druckmessung durch eine Einlegesohle verwendet wird:
Man kann auch (z.B. mit der Schuhspitze) noch Bodenkontakt haben, ohne Druck auf die Sohle auszuüben. Andererseits kann ein Schuh so eng geschnürt sein, dass auch ohne Bodenkontakt partiell Druck auf die Einlegesohle ausgeübt wird.
Eigentlich müsste man also außen am Schuh detektieren, ob dieser den Boden berührt.
Da die technische Lösung in jedem Fall Auswertungselektronik enthalten wird, ist das Einräumen einer gewissen bodenkontaktlosen Zeit einfach integrierbar. Die Länge der erlaubten Zeit kann man auch schon vor Abschluss der technischen Entwicklung und der Tests festlegen und publizieren. Wann auch immer das geschieht, würde es mich extrem überraschen, wenn man keine Zeit erlaubte, mit der die aktuellen Topzeiten gegangen werden können. Die Spitzenathleten und (meisten anderen aktuell Aktiven) werden zufrieden sein. Das Publikum dürfte die erhöhte Objektivität der Feststellung der Verletzung der Bodenkontaktregel positiv aufnehmen, aber das leichtathletische Gehen im Spitzenbereich weiterhin als Etikettenschwindel ansehen, weil Gehen im allgemeinen Verständnis des Begriffes nun mal gar keine Flugphase hat.
Für Nicht-Elite-Athleten bringt die Einführung der Technik erst ein mal höhere Kosten und, wenn die kontaktlose Zeit nicht doch drastisch reduziert wird, überhaupt keinen Vorteil. Eventuell ist zumindest eine Art Leihnutzung bei Wettkämpfen möglich, um die Kosten zu reduzieren.
Um Gehen (in Deutschland) zu einem mit dem Laufen vergleichbaren Massen-Wettkampfsport zu machen, sollte die Bodenkontaktregel verschärft, vor allem aber die Kniestreckungsregel deutlich gelockert werden.