Heute steigen wir kurz aus dem Aufarbeiten aus und widmen uns der EM U23 in Espoo, FIN. Für manche Deutsche ist das Nachwuchs-LA-Event so wichtig, dass deshalb sogar Deutsche Meisterschaften weggelassen werden. Andere Länder, andere Sitten, andere Wege… Dazu mehr in der kurzen Analyse. Hier erst einmal die reinen Ergebnisse. Der einzige Deutsche unter den gesamt 47 Startern im Gehen, Johannes Frenzl, enttäuschte nicht. Aber dazu morgen mehr…* Kurze Analyse: Mit dem neuen französischen W U23-Rekord geht für die gebeutelte „Grande Nation“ im Gehen kurzzeitig die Sonne auf. Noch abgesichert mit Bronze! Auf Pauline Stey und Camille Moutard kommen, so angestachelt, rosige Zeiten zu. Zumindest in Europa! Für Deutschland war niemand in dem Alter über 20km in Sicht und am Start.
Mit Johannes Frenzl, dem in Potsdam trainierenden Hallenser, bei den Männern, aber schon. Bei der Bewertung bin ich hin und her gerissen. An der Seite von Christopher Linke trainierend, beste Bedingungen, Höhentrainingslager etc. und dann die kleinen Entwicklungsschritte. Denn er war dieses Jahr schon Minuten schneller… und langsamer! So 1:24h in Erfurt oder 1:31h in Podebrady! Klar soll man ihm Zeit geben und vielleicht bringen hohe Umfänge dann den Erfolg 2024 oder später, wenn er dabei bleibt?
Als Verfechter von vielen Starts und „Wettkampf ist das beste Training“ schaue ich aber auch darauf, was andere Länder tun. Denn in Deutschland gibt es nicht diese Systeme. Deutsche Geher treffen ihre LA-Kollegen nur zu internationalen Höhepunkten. Sowohl Vielfalt als auch Kommunikation und Motivation in Teams – LEISTUNGSFÖRDERND – in Deutschland? Fehlanzeige. Wagen wir einen Blick auf die Gegner von Johannes.
Nicht umsonst ist die Überschrift so gewählt! Denn fast Woche für Woche geht er diesen, seinen Weg! Vom Talent, sich nun bei den vielen GROSSEN durchsetzen! Fast jede Woche als Test ein Wettkampf unter 2omin für Paul McGrath! Am ersten Juli-Wochenende holte er sich mit über 2 Minuten Vorsprung in 40:16 den U23-Meistertitel. Beim Finale der Spanischen Clubmeisterschaften testete er sich mit den spanischen Größen am 11. Juni in Madrid. In 19:37,34min über die 5000m rang er alle nieder: Diego Garcia 19:47, Alvaro Lopez 20:15 hieß das Siegerpodest. Also er war kein Anspruch, dem sich Johannes stellen sollte. Aber andere! Vor allem, die Truppe, vor der er bis km15 mit 12-15s Vorsprung den 4.Platz hielt. Die enteilte dann mit Zeiten unter 21min für den letzten Abschnitt, Johannes mußte sich mit 23:20 begnügen. Die ihn noch auf den 10.Platz durchreichten sind eben alles GESTANDENE WETTKÄMPFER! Nicht nur ein Paul McGrath. Der Ungar Norbert Toth mußte in die pit lane. Deshalb lag er bei 10km über 2min hinter Johannes. Trotzdem war der Ungar im Ziel vor ihm – mit persönlicher Bestzeit! Mit gestähltem Wettkampfwillen! Denn am 8. Juli bestritt der seine Vorbereitung auf die EM bei den LA – Meisterschaften Ungarns in Budapest, wo er in PB mit 19:56,05min Silber gewann. Diese Wettkampfhärte fehlt in Deutschland.
Zum Abschluß der Analyse: Der Beitrag des DLV zu einer „schlechten Strecke“ scheint zumindest sub-optimal! Es kann nicht sein, wenn von 23 Frauen 9 Frauen persönliche Bestleistung gehen (eine französischen Rekord) von 24 Männern immerhin 11 (Finnland mit M U23-Rekord), dann ist das mit der Strecke wohl eine Fehlinformation oder?